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Nachruf auf Helmut Körner, Gründungsmitglied des Hessischen Stenografenverbandes

Vor Kurzem erreichte uns die traurige Nachricht, dass Helmut Körner, Neugründungs- und Ehrenmitglied des Hessischen Stenografenverbandes, am 16. Juli 2025 im Alter von 97 Jahren gestorben ist. Im engsten Familienkreis wurde er am 24. Juli 2025 zu Grabe getragen.

Helmut Körner wurde am 15. März 1928 in Stefanau (Landkreis Sternberg (Mähren)) geboren und wuchs in Zöptau (dem heutigen Sobotin) auf. Eine Folge des Zweiten Weltkrieges, die Vertreibung der Sudetendeutschen aus der damaligen Tschechoslowakei, führte ihn 1946 nach Bad Nauheim. Noch im selben Jahr wurde er Mitglied des (leider nicht mehr bestehenden) Stenografenvereins Bad Nauheim.

In diese Zeit fällt ein für die hessischen Stenografinnen und Stenografen bedeutendes Ereignis: Am 27. September 1947 wurde der Hessische Stenografenverband gegründet, und der 19-jährige Helmut Körner gehörte zu den Mutigen und Engagierten, die diesen Schritt in die Zukunft wagten. In Erinnerung an diese Jahre schrieb mir Helmut Körner in einer Mail: „Mit meiner eigenen Lebensgeschichte ging auch der Aufstieg der Stenographie mit hervorragenden ‚Kunstfreunden‘ der Deutschen Einheitskurzschrift einher. Immerhin habe ich es der Kurzschrift zu verdanken, dass ich nach zweijähriger Zwangspause beim Schulunterricht und nach der Vertreibung das Lernpensum – ohne Lehrbücher! – bewältigen konnte. Die Bücher ersetzte ich nämlich durch verstärktes Zuhören und Notieren. Und die anspruchsvollen Wettbewerbe ohne moderne Technik – aber mit einer zigfachen Teilnehmerzahl von heute – sorgten für Nachhaltigkeit, ein heute so moderner Begriff ganz anderer Art.“

Helmut Körner

In der Tat waren die stenografischen Wettbewerbe zu jener Zeit anspruchsvoller als heute, und wahrscheinlich war es gerade das, was den jungen Helmut Körner besonders motivierte, sich an zahlreichen regionalen und überregionalen Wettschreiben zu beteiligen. Bei den Deutschen Meisterschaften 1950 in Hamburg meisterte er das 5-Minuten-Diktat bei 240 Silben/Minute (ungeglättete Originalrede!). In englischer Kurzschrift war er bei 160 Silben (5 Minuten gleichbleibend) erfolgreich – ein echter Könner also, der ab 1950 als Unterrichts- und Übungsleiter in englischer und deutscher Kurzschrift wirkte und 1952 die Staatliche Lehramtsprüfung ablegte.

Im Oktober 1951 trat Helmut Körner nach dem Abitur seinen Dienst bei der Deutschen Bundespost an. Nach der Ausbildung für den gehobenen Postdienst und der Ernennung zum Beamten auf Lebenszeit bewies er seine umfassende Einsatzfähigkeit und Flexibilität auf zahlreichen herausgehobenen Stellen des früheren Staatsbetriebs, zuletzt im Range eines Postamtmanns in der Betriebssicherung als Hilfsbeamter der Staatsanwaltschaft. Im März 1993 trat Helmut Körner in den wohlverdienten Ruhestand.

Auch im beruflichen Umfeld war Helmut Körner in ehrenamtlicher Funktion für andere Menschen da: 19 Jahre lang gehörte er dem Personalrat an; 15 Jahre war er als Vertrauensmann der Schwerbehinderten tätig. Sein Wirken hinterließ auch hier deutliche Spuren, wie er mir in einer weiteren Mail schrieb: „Sogar mein erster Dienstplan für eine Arbeitsgruppe im Paketein- und -abgang des Postamts Essen 1 wurde noch nach Jahren – als ich schon wieder hier in Hessen tätig war – der ‚Körner-Dienstplan‘ genannt, weil ich damit verhindern konnte, dass Bedienstete bis zu fünfmal am Tag zum Dienst kommen mussten. Der Plan hatte also mehrere Jahre Bestand, obwohl ich gar nicht mehr dort war.“

Zurück zu unserer Organisation. Die glückliche Vereinigung von Wissen, Können und Einsatzwillen in einer Person blieb den auf der Bezirks-, Verbands- und Bundesebene Verantwortlichen selbstverständlich nicht verborgen. Seit 1970 kam Helmut Körner regelmäßig als verantwortlicher Mitarbeiter bei regionalen und nationalen sowie seit dem Intersteno-Krongress 1971 in Brüssel auch auf internationalen Wettschreiben zum Einsatz. Die Teilnahme am Intersteno-Kongress 1963 in Prag hatte für ihn einen zusätzlichen Reiz, da er von den Behörden ein erweitertes Visum bekam, das es ihm ermöglichte, sich frei im Land zu bewegen und die alte Heimat zu besuchen.

Für die Stenografenvereine, bei denen er Mitglied war, für den Bezirk Mittelhessen im HStV, für den Hessischen Stenografenverband und für den Deutschen Stenografenbund war das ehrenamtliche Engagement von Helmut Körner, das sich über mehrere Jahrzehnte erstreckte, von unschätzbarem Wert. Um nur einige seiner Ämter zu nennen: Wettschreibleiter Kurzschrift des Bezirks Mittelhessen, Vorsitzender des Ausschusses für fachliche Angelegenheiten im HStV, Obmann für Öffentlichkeitsarbeit und Schriftleiter der „Mitteilungen“ des HStV, Mitglied bzw. seit 1997 Vorsitzender des Wettschreibausschusses des HStV. 1997 wurde er in den Ausschuss Kurzschrift des DStB gewählt. Zudem vertrat er den HStV seit 1989 regelmäßig auf den „Hessen Open“, dem einzigen regelmäßig stattfindenden Mehrsprachenwettbewerb in Deutschland. Und stets galt, was Anita Schubert, die frühere Vorsitzende des StV Langen, in ihrer Laudatio zum 70. Geburtstags von Helmut Körner schrieb: Da, wo Helmut Körner ist, wird es nie langweilig, denn dort wird fleißig gearbeitet!

Helmut Körner hat für sein hervorragendes und erfolgreiches Wirken höchste Auszeichnungen erhalten. 1999 ernannte ihn der HStV zum Ehrenmitglied und verlieh ihm 2003 die Gabelsberger-Plakette in Gold. Das Land Hessen ehrte ihn 2001 mit dem Ehrenbrief. 2008 erhielt Helmut Körner die höchste Auszeichnung des DStB, die Ehrenplakette, sowie die Ehrennadel der Landesgruppe Deutschland der Intersteno.

Die Jahreshauptversammlungen des Hessischen Stenografenverbandes verfolgte das Ehrenmitglied Helmut Körner bis 2019 stets hellwach, engagiert und meist gut gelaunt. Das dem Nachruf vorangestellte Bild entstand am 10. März 2018 auf der JHV in Buseck. Die Coronapandemie machte diesen schönen regelmäßigen Begegnungen unter Schriftfreunden ein Ende. Im Oktober 2023 schrieb mir Helmut Körner auf meinen Vorschlag, ihn im Auto zur Herbstversammlung des Verbandes mitzunehmen: „Da ich nicht mehr in der Lage bin, zu Euren Veranstaltungen zu fahren, grüße ich Euchaus der Zeit, in der man sich als Kunstfreunde willkommen hieß. Leider hat man heute keine Zeit mehr, die Kunst der Kurzschrift zu pflegen. Vergesst trotzdem den Spaß nicht!“

Helmut Körner hatte neben dem Schreibsport ein weiteres Hobby: den Segel- und Motorsegelflug. Er war Gründungsmitglied des 1950 ins Leben gerufenen Aero-Clubs Bad Nauheim und in diesem Verein rund ein Vierteljahrhundert lang in verschiedenen Sparten im Einsatz: als Startleiter, Flugleiter und im (Doppel-)Amt des Kassen- und Schriftführers. 1987 wurde er zum Ehrenmitglied des Aero-Clubs ernannt.

Als ehrenamtliches Mitglied des Bundes der Vertriebenen wurde Helmut Körner 2012 in den Seniorenbeirat der Stadt Bad Nauheim gewählt und war viele Jahre in diesem Gremium tätig.

Was sagte Helmut Körner selbst über seine Motivation? „Ausgehend von meinen vielen Hobbies, wie z. B. der Stenografie, dem Segelfliegen und der Pflege der Kultur meiner verlorenen Heimat, wuchs ich in die verschiedensten Ämter, konnte diese mit Freude ausfüllen und dabei viele freundschaftliche Verbindungen knüpfen. So lernte ich bei den zahlreichen Tagungen und Meisterschaften viele schöne Gegenden und Länder mit ihren Menschen und deren Kultur kennen.“ Und er wünschte sich, dass möglichst viele Menschen an den unbezahlbaren Gewinn denken, den sie für sich ganz persönlich bei einer ehrenamtlichen Tätigkeit in einer gesellschaftlichen Einrichtung, in Sport und Kultur finden können. Die hessischen Schreibsportlerinnen und Schreibsportler trauern um den Nestor des Verbandes. Wir sind dankbar für alles, was er für die gemeinsame Sache im Verlauf von über 50 Jahren getan und geschaffen hat. Wir werden Helmut Körner nicht vergessen.

Für den Hess. Stenografenverband Sonja Samulowitz, Karlheinz Thaumüller und Claudia Steinkühler